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Warum „Nachts in der Philharmonie“?

Warum „Nachts in der Philharmonie“?

Meine Reihe von täglichen Videos aus der Philharmonie in Ludwigshafen verdankt ihre Existenz im Grunde einer Reihe von Zufällen.
Die ursprüngliche Idee war die, während der umbaubedingten Schliessung des Probensaals im Foyer Musik zu machen, um ein Zeichen zu geben, zu zeigen, dass das Orchester zwar ausgeflogen ist, das Gebäude aber trotzdem nicht verstummt.
Aufnahmen sollten nur ab und zu als Nebenprodukt entstehen – dann kam Corona…..

Die ersten zwei Wochen des Lockdowns waren eine bleierne Zeit, doch wurde mir bald klar, dass ich nicht einfach nichts tun kann.

So fing ich mit den ersten Aufnahmen an, zunächst konnte ich mir aussuchen, ob ich lieber einen verstimmten oder einen Flügel mit neuen, viel zu harten Hammerköpfen nutzen wollte, nachdem diese Hindernisse aber aus dem Weg geräumt waren, spielte sich dann bald eine gewisse Routine ein – „Nachts in der Philharmonie“ (dass bald „Keys to the Music“ heissen wird) war geboren!

Seitdem sitze ich alle 3-4 Tage spät Abends (es muss draussen dunkel sein, sonst stimmt das Licht nicht) im Foyer und nehme ein paar kurze Stücke auf, oft Sachen, die ich im normalen Konzertbetrieb nicht unterbringe, weil sie zu unbekannt oder, auch das, nicht für einen normalen Konzertabend geeignet sind, wie zum Beispiel die Springtime Suite von Eric Coates – wunderschöne Musik, ich liebe diese englische Zu-Spätromantik!
Aber eben schwierig in ein normales Programm einzupassen.

Mir ist durchaus klar, dass ich mich dem zur Zeit weit verbreiteten Vorwurf aussetze, unentgeltlich Musik zu machen, meine Kunst zu entwerten.

Nun, zunächst einmal ist das, was ich da tue, mit einem herkömmlichen Konzert überhaupt nicht vergleichbar, weder programmatisch, noch von der ganzen Atmosphäre her.

Dann ist aber auch im Laufe der letzen Wochen (heute ging Nr.65 ins Netz) etwas gewachsen, das einen leisen,aber stetigen Widerhall findet. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht eine mail oder eine Nachricht auf Facebook bekomme, die sich auf meine Aufnahmen bezieht, sogar Freundschaften sind entstanden.

Dann aber auch dies: Ich muss das einfach tun.
Es ist schwer zu erklären und klingt gewiss für manchen wie das Eingeständnis persönlichen Wahnsinns, aber ich muss Musik machen.
Denn ich weiss viel zu gut, wie es ist, dazu körperlich nicht in der Lage zu sein, sich aber nichts so sehr zu wünschen, wie Klavier spielen zu können.

Für mich ist das Getrenntsein von der Musik wie der Verlust der Fähigkeit, zu atmen, vielleicht sogar schlimmer.

So habe ich beschlossen, die Reihe weiter und immer weiter zu führen, auch wenn die Bedrohung eines Tages vorbei sein wird und wir alle wieder ganz normal ins Konzert gehen können – Literatur gibt es genug, ich bin seit vielen, sehr vielen Jahren ein fanatischer Notensammler!

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